Lieferengpässe in der IT: Jetzt schon an 2023 denken
“Never change a running system” gehört zu den bekanntesten Weisheiten aus der Welt der IT-Administration. Gemeint ist damit, dass funktionierende Systeme möglichst nicht verändert werden sollten, da jede Modifikation der Hard- oder Software zu unvorhergesehenen Problemen führen kann.
Manchmal bleibt Verantwortlichen aber keine Wahl – z.B. hat Microsoft das Support-Ende seines Server-Betriebssystems Windows Server 2012 R2 für Oktober 2023 angekündigt [1].
Zwar ist bis dahin noch gut ein Jahr Zeit, aber es gibt gute Gründe, sich bereits jetzt Gedanken über den Austausch zu machen.
Vorausschauende Planung sorgt für Sicherheit
Ein wesentlicher Grundsatz der IT-Sicherheit ist es, auf das regelmäßige Einspielen von Updates zu achten. Daher empfiehlt es sich, auf die Aktualität der eigenen IT-Systeme ein besonderes Augenmerk zu legen. Für Hard- und Software existiert letztlich ein begrenzter Lebenszyklus, der in die langfristige Planung eines Unternehmens einbezogen werden sollte.
Dabei macht es Sinn, die verwendeten Betriebssysteme und Anwendungen nicht losgelöst von der verwendeten Computer- oder Server-Komponenten zu betrachten. Gerade Kern-Anwendungen wie Betriebssysteme setzen häufig aktuelle Hardware voraus.
Das Zusammenspiel von Hard- und Software
Ist diese nicht vorhanden, scheitert in manchen Fällen bereits die Installation. Oder die Installation gelingt, aber im Nachgang gibt es hartnäckige Probleme, die sich nicht direkt der alten Hardware zuordnen lassen.
Plakativste Beispiele sind hier spontan auftretende Grafik-, Sound- oder WLAN-Probleme auf Rechnern, die nachträglich auf ein neues Betriebssystem geupdatet wurden. Der Grund für dieses Problem liegt meist an den Geräte-Treibern, die nicht für den Betrieb mit dem neuen Betriebssystem ausgelegt sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die verbauten Komponentenhergestellt wurden als es das neue Betriebssystem noch gar auf dem Markt verfügbar war. Somit ist einleuchtend, dass die damals produzierte Hardware gar nicht auf die Anforderungen des Betriebssystems ausgerichtet werden konnten.
Auch aus diesem Grund wurden bei Windows 11 konkrete System-Anforderungen definiert, sodass die Software nur auf vergleichsweise neuen Prozessoren lauffähig ist [2].
Lieferengpässe (nicht nur) in der Elektronikindustrie
Der mehrfache Covid-Lockdown hat die ganze Welt ordentlich durchgeschüttelt. Bis dahin als selbstverständlich angesehene Umstände, wie die scheinbar beliebige Verfügbarkeit aller notwendigen Produkte, Materialien und Rohstoffe, sind plötzlich infrage gestellt.
Durch die globale Verzahnung von Produktions- und Transportketten wurden Abhängigkeiten von Produzenten aus Ländern wie China geschaffen, die bei einem Ausfall nicht ohne Weiteres kompensiert werden können. Und auch wenn Waren eigentlich verfügbar sind, kann die rechtzeitige Lieferung scheitern, weil z.B. nicht ausreichend Container-Schiffe in den Häfen von Shanghai bereitstehen [3].
Besonders hart hat es hier die Elektronik-Branche getroffen. Fehlende Halbleiter sorgen für einen Chipmangel, der sich letztlich auf die unterschiedlichsten Branchen auswirkt. So stehen derzeit unzählige eigentlich auslieferungsfertige Fahrzeuge bei den Herstellern, weil noch Elektronikkomponenten fehlen.
Entsprechend haben auch Produzenten von Servern, Rechnern und Zubehörteilen Schwierigkeiten, ihre Produkte im erforderlichen Umfang herzustellen. Dies wirkt sich einerseits auf die Lieferzeiten aus. Andererseits ist für bestimmte Artikel ein erheblicher Preisanstieg zu verzeichnen.
Im ungünstigsten Fall ist es sogar so, dass dringend benötigte Komponenten (z.B. bei einem Hardware-Defekt) schlicht nicht verfügbar sind.
Auch wenn in Deutschland die landläufige Meinung, dass sich die Situation rund um das Corona-Virus zumindest temporär zu beruhigen scheint, ist im Hinblick auf Markt-Verfügbarkeit insgesamt kaum Entspannung zu erwarten – sogar ganz im Gegenteil: Erstens erfolgt die Nachlieferung von Komponenten und Geräten aufgrund der Lockdown in Asien und der damit verbundenen Störungen der Lieferkette nur sehr verzögert. Zweitens wird die allgemeine Situation durch den Ukraine-Konflikt sogar noch verschärft. Neben steigenden Energiepreisen sorgen z.B. die Sanktionen gegen Russland für eine Knappheit wichtiger Edelmetalle wie Palladium [4].
Unsere Empfehlung: Umsichtig und mit großem Vorlauf planen
Unternehmern, bei denen in 2023 eine Systemumstellung oder die Aktualisierung Ihrer Server-Systemen anstehen, sollten sich schon jetzt mit dem Thema auseinandersetzen. In einem ersten Schritt sollte geprüft werden, ob die eigene IT-Infrastruktur von einem Support-Ende in 2023 betroffen ist.
Neben der Hardware, die alle 5 Jahre ausgetauscht werden sollte, um Defekten zuvorzukommen, betrifft diese Analyse auch die Server-Betriebssysteme (Windows Server 2012 R2) oder auch wichtige Unternehmenssoftware wie den Microsoft Exchange Server 2013.
Wurde der Umstellungsbedarf überprüft, können in einem nächsten Schritt Lösungsoptionen ausgearbeitet werden. Hier macht es Sinn, dass man auch die Erkenntnisse der Corona-Lockdowns und dem damit verbundenen Homeoffice-Einsatz einfließen lässt. Denn es kann z.B. sinnvoller sein gewisse Programme oder Dienste in einem Rechenzentrum zu betreiben und nicht mehr auf einer lokalen Server-Hardware.
Sollte es dennoch auf eine lokale Server-Hardware hinauslaufen, hat man jetzt noch die Möglichkeit erheblich längere Lieferzeiten auszugleichen.
Quellen:
[1] https://news.microsoft.com/de-de/support-ende-fuer-windows-server-2012-r2-und-sql-server-2012-r2/
[2] https://docs.microsoft.com/de-de/windows-hardware/design/minimum/windows-processor-requirements
[3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-shanghai-lockdown-null-covid-konjunktur-engpaesse-schiffsstau-container-101.html
[4] https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/rohstoffe-mangel-ukraine-krieg-russland-100.html
Bildquelle: Pexels | https://www.pexels.com/de-de/foto/meer-stadt-strasse-verkehr-2226458/